Über die Herkunft und Biologie der Lupinen

Lupinen sind eine etwa 300 Arten umfassende Gattung (Lupinus) der Hülsenfrüchtler (Fabaceae oder Leguminosae). Mehr als 90 % der Arten stammen aus der neuen Welt. Zu ihnen gehört die mehrjährige, giftige Gartenstaude Lupinus polyphyllus, die auch in Europa als Zierpflanze vielfach in Gärten und verwildert an Straßenrändern anzutreffen ist. Insgesamt ist die Formenvielfalt der Lupinen hoch. Es existieren strauch- und baumförmige Arten. Alle landwirtschaftlich genutzten Arten sind hingegen einjährig.

Nur wenige Lupinenarten (12–13) sind im Mittelmeergebiet und Afrika heimisch. Ihre Domestikation lässt sich auf mehr als 2000 Jahre vor unserer Zeitrechnung zurückdatieren. Die ursprünglichen Zentren lagen im Mittelmeerraum, genauer im antiken Griechenland und Ägypten, wo Lupinus albus L. (Weiße Lupine) zur menschlichen Ernährung und Tierfütterung angebaut wurde. Weitere Arten, die in Europa agronomische Bedeutung erlangt haben, sind die Gelbe Lupine (L. luteus) und die Schmalblättrige oder auch Blaue Lupine genannte Lupinus angustifolius. (Der Name „Blaue Lupine“ ist missverständlich, denn auch die zwei altweltlichen Arten, Lupinus cosentinii und L. pilosus, werden regional als Blaue Lupine bezeichnet. Zudem sind nicht alle Sorten der Schmalblättrigen Lupine blau blühend. Es existieren weiße und rötlich blühende Formen. Die Gelbe und die Schmalblättrige Lupine sind erst seit Mitte des 19. Jahrhunderts in Mitteleuropa vor allem als Gründüngung angebaut worden.

Von regionaler Bedeutung ist die ebenfalls altweltliche, behaarte Lupine, L. pilosus. Ihre Nutzung als Kaffee ist historisch belegt und eng mit der südtiroler Gemeinde Altrei verbunden. Hier wurden die Samen dieser Lupinenart seit Mitte des 19. Jahrhunderts gebrannt und zur Herstellung des „Altreier Kaffees“ verwendet.

Von den neuweltlichen Arten wird seit ca. 2000 Jahren die Andenlupine, L. mutabilis, agronomisch genutzt. Wie der Name schon sagt, stammt sie aus Südamerika und wird in den Andenländern wegen ihrer proteinhaltigen Samen angebaut. Wegen ihres üppigen Wuchses (bis zu 2,5 m Wuchshöhe) laufen in Mitteleuropa derzeit verschiedene Versuche, diese Lupinenart als nachwachsende Rohstoffe zur Biomasseproduktion zu etablieren.

Wie die meisten Leguminosen gehen Lupinen Symbiosen mit stickstofffixierenden Bakterien ein. Bei den Lupinen sind es Arten der Gattung Bradyrhizobium. Durch die Assimilation von Stickstoff aus der Luft tragen sie zur Nährstoffversorgung des Bodens bei. Die Lupinen haben daher einen hohen Vorfruchtwert und werden im Ackerbau geschätzt. Hinzu kommt die Ausbildung einer starken Pfahlwurzel, wodurch die Struktur des Bodens verbessert wird.

Die Wildformen aller Lupinenarten bilden Alkaloide der Gruppe Chinolizidine. Dazu gehören z.B. die Substanzen Spartein, Lupanin und Lupinin. Durch diese Inhaltsstoffe sind Lupinensamen giftig, zudem schmecken sie bitter und sind für die menschliche und tierische Ernährung ungenießbar. Nur durch intensives Wässern und Kochen konnten die seit Jahrtausenden genutzten Weißen Lupinen im Mittelmeerraum und die Andenlupinen im südamerikanischen Hochland für die Ernährung nutzbar gemacht werden. In den 1920ern/1930ern gelang es dem deutschen Züchter Reinhold von Sengbusch alkaloidarme Formen der Weißen, der Gelben und der Schmalblättrigen Lupinen zu selektieren. Das war der Grundstock der Sorten, die als Süßlupinen bezeichnet, heute angebaut werden.


Autorin:
Christine Struck (Universität Rostock)